Der Wartbergturm steht auf dem gleichnamigen Wartberg und thront mit seinen 28,15 Metern weit über der Stadt. Er ist das Wahrzeichen von Alzey und hat eine lange Geschichte. Doch im Gegensatz zu vielen anderen Türmen in Rheinhessen ist der heutige Turm noch gar nicht so alt. Das aktuelle Bauwerk wurde 1988/1989 errichtet und wird heute vom Verein:
ACV – Verein für Brauchtumspflege e.V. gepflegt.
Aber wie kommt es, dass der Turm so jung ist?
Im 12. Jahrhundert wurde der Wartbergturm erstmals errichtet und gehörte damals wohl einem Frühwarnsystem der Stadt an. Im Dreißigjährigen Krieg wurde er dann erstmals, wie so vieles, zerstört. Er verschwand für ca. 40 Jahre von der Bildfläche, bis er dann um 1668 wieder aufgebaut wurde. Im anschließenden Pfälzer Erbfolgekrieg wurde er erneut zerstört und im Jahr 1858, in der romantischen Mittelalterzeit, wieder aufgebaut.
Mit dem Wiederaufbau änderte sich nicht nur sein Aussehen, sondern auch seine Nutzung. Während er davor eher einen militärischen Nutzen hatte, wurde der Wartbergturm ab der Mittelalterzeit als Aussichtsturm genutzt. Auch der Name des Turms lässt auf eine anfängliche militärische Nutzung zurückführen, denn eine Warte ist eine zu einer Burg gehörenden Befestigungsanlage zur Beobachtung des umliegenden Geländes. So lässt sich vermuten (eigene Vermutung), dass der gleichnamige Berg, der Wartberg, aufgrund einer strategisch wichtigen, militärischen Rolle zu seinem Namen gekommen ist.
Wir schreiben den 08.01.1945 – Wieder einmal ist der Krieg nach Rheinhessen gekommen. Wir befinden uns am Ende des zweiten Weltkrieges. Zu dieser Zeit ist Nazideutschland kurz vor dem Ende. Zahlreiche Städte werden von den Alliierten durch Bombenangriffe zerstört. Beim geplanten Angriff auf Alzey kam es wohl zu einem Navigationsfehler, bei dem vermutlich das Wetter eine große Rolle spielte. Der Wartbergturm, der aus dem Nebel ragte, wurde mit dem Kirchturm der Nikolaikirche von Alzey verwechselt. So richtete sich der Angriff hauptsächlich auf das Gebiet um den Wartbergturm und die Innenstadt blieb verschont. Der Turm aber wurde mal wieder vollständig zerstört. 1960 erfolgte dann der Wiederaufbau. – Der "Retter" ist zurück!
Wie kam es dann aber dazu, dass der Wartbergturm 1988/1989 erneut aufgebaut werden musste?
10 Jahre nach dem Wiederaufbau wurde der Wartbergturm erneut zerstört. Ende Februar 1970 kam es zu einem schweren Sturm in Rheinhessen, der zu vielen Schäden und zu mehreren Deichbrüchen bei Bodenheim und Budenheim führte. Auch "Alzeys Retter" hielt den hohen Windgeschwindigkeiten nicht Stand und fiel einer erneuten Zerstörung zum Opfer.
Die Retter des Retters!
Erneut verschwand der Wartbergturm von der Bildfläche, bis es zum bisher letztmaligen Wiederaufbau kam. Mithilfe von vielen Bürgern, des Vereins "ACV–Verein für Brauchtumspflege" und dem Land Rheinland-Pfalz konnte im Juli 1988 mit den erneuten Aufbauarbeiten begonnen werden. Am 26.08.1989 wurde "Alzeys Retter" feierlich eingeweiht.
Heute ist der Wartbergturm ein beliebtes Ausflugsziel. Bei gutem Wetter kann man von ihm aus den Taunus, den Soonwald im Hunsrück und den Donnersberg erblicken.