Turm der Liebe – Der Ajax-Turm

Eine Geschichte aus Siefersheim


Ajaxturm in Siefersheim im Schnee

Der Ajax-Turm in Siefersheim ist wahrscheinlich das einzigartigste Wingertstürmchen in Rheinhessen (Bild im Shop erhältlich. Nicht nur sein Aussehen hebt sich von dem der anderen Türme ab, sondern auch seine Geschichte. Im Gegensatz zu vielen anderen Türmen in Rheinhessen, hatte der Ajax-Turm nie einen militärischen Nutzen. Aber was macht seine Geschichte so besonders?

 

Dazu reisen wir zurück in das 19. Jahrhundert. Zu dieser Zeit lebte ein Bauernsohn in Siefersheim. Dieser verliebte sich in eine Müllers-Tochter aus dem benachbarten Neu-Bamberg. Beide trafen sich regelmäßig an einer der bekanntesten Weinlagen Rheinhessens – der "Heerkretz". Diese hatte er gepachtet, da er ein Jäger war und dort immer mit seinem Hund "Ajax" zur Jagd ging.

 

Wappen von Siefersheim

Doch der Vater der jungen Frau versprach des Jägers große Liebe einem reichen Weinhändler aus Bad Kreuznach und so kam es, dass die beiden Heirateten. Der Mann war jedoch nicht nur Weinhändler, sondern auch ein Säufer und so zerbrach die Ehe der Beiden. Das nahm  die Müllers-Tochter so mit, dass sie an einem gebrochenen Herzen verstarb.

Der Jäger aus Siefersheim konnte seine große Liebe nie vergessen und baute dort, wo sie sich immer getroffen haben einen 12 Meter hohen Turm, der noch heute über dem Tal von Wonsheim nach Neu-Bamberg steht und sogar den Weg in das Siefersheimer Wappen gefunden hat. Der Wingertsturm ist übrigens der älteste seiner Art im Landkreis Alzey-Worms. 

Nicht nur der Ort, an dem der Jäger seine große Liebe regelmäßig getroffen hatte, wird mit dem Bau des Turmes verewigt, sondern auch sein treuer Begleiter – sein Hund Ajax. Dieser thront ganz oben auf dem Turm in Form einer Steinskulptur. 

Aber wo ist der Hund hin?

Ajaxturm in Siefersheim an der rheinhessischen Weinlage Herrkretz

Eines Tages war die Hundeskulptur verschwunden. Bis heute ist der treue Ajax nicht mehr aufgetaucht und man hat auch keine Anhaltspunkte, wer ihn haben könnte. Die Skulptur, die heute auf Ajax-Turm  thront ist eine Nachbildung. Nachdem der Turm unter Denkmalschutz gestellt wurde, verfiel er mit der Zeit immer mehr. Der Hund war schon jahrelang verschwunden und die Witterung setzte dem alten Gemäuer immer mehr zu. Bis dann im Jahr 1996 die Gemeinde Siefersheim mit Zuschüssen des Landes und Beteiligung des "Zweckverbandes rheinhessische Schweiz" den Turm restaurierte. Doch keiner wusste noch genau, wie die Hundeskulptur ausgesehen hat. Auch Bilder gab es nicht, die geholfen hätten den Turm exakt wie früher zu restaurieren. So wurde der treue Ajax nach Beschreibungen aus Erinnerungen wieder hergestellt. Kurz nach der Fertigstellung und der feierlichen Eröffnung im Sommer 1996 tauchte ein Bild aus dem Jahr 1930 auf und man kam zum Entschluss, dass zwischen Erinnerung und Wirklichkeit oft Welten liegen. Der heutige Ajax ähnelt seinem Original nicht wirklich – so hatte der ursprüngliche Hund nach Wonsheim geblickt, während die heutige Nachbildung nach Hof Ilben schaut. Außerdem hat der "neue" Ajax hängende, anstatt stehende Ohren. 

 

Doch auch, wenn der Ajax-Turm nicht mehr zu 100% original ist, gehört er doch zu den bekanntesten Wahrzeichen Rheinhessens und ist der Höhepunkt der Wanderroute "Hiwweltour Heideblick". Außerdem ist es eine wirklich schöne, rheinhessische Geschichte, die man sich zum Erbau des Turmes erzählt. Besichtigen kann man ihn natürlich einmal von außen, aber auch von Innen. Jedoch gibt es keine Treppe mehr, mit der man zur Aussichtsplattform gelangen könnte.